Die Spätstarterin
Was haben Abraham Lincoln, Maxim Gorki, Rainer Werner Fassbinder und Elisabeth van Bömmel gemeinsam? Sie alle haben sich ihr Wissen auf einem bestimmten Gebiet selbst angeeignet. Und sie sind damit erfolgreich geworden. Elisabeth van Bömmel, die in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feierte („Ist nur eine Zahl, die ich akzeptiere“) kam erst in höherem Alter zu Ruhm und Ehre in der Welt der aktiven Tennissenioren. „Ab 60 habe ich in jeder Altersklasse Siege errungen.“ Und das nicht nur auf Kreis- und Bezirksebene. Sie spielt seit vielen Jahren bereits die ganz großen Turniere mit: Deutsche Meisterschaften, Europameisterschaften bis hin zu Weltmeisterschaften. Mit 65 Jahren nahm die Späteinsteigerin („Ich habe mit 37 Jahren gemeinsam mit meinem Mann Werner angefangen“) das erste Mal an den Senioren-Weltmeisterschaften teil. Elf Jahre später, in 2012, holte sie ihren ersten WM-Titel im Mixed an der Seite von Silvio Linzbauer im Endspiel gegen Folker Seemann und Brigitte Jung. Das Jahr darauf gewann sie bei der WM in Villach die Silbermedaille im Einzel und im Mixed – nochmal mit Linzbauer. Und das alles aus „reiner Spielfreude“. „Ich spiele einfach nur aus dem Bauch heraus. Bin nicht verbissen. Kann gut laufen und kämpfen.“
Elisabeth rennt
Die Nummer 1 der deutschen Rangliste fühlt sich mit ihren 80 Jahren fit und gesund. „Im Vergleich zu vielen anderen in meinem Alter habe ich zum Glück keine gesundheitlichen Einschränkungen.“ Immerhin sei sie jetzt in einem Alter, in dem jedes Jahr zähle. Doch noch rennt Elisabeth van Bömmel allen davon („Mir tut es leid, wenn ich Spielerinnen mir gegenüber habe, die das nicht mehr so können“). Das „Rennen“ war schon immer ihre große Stärke. Als junges Mädchen hat sie Feldhandball gespielt, „da liefen wir über ganze Fußballfelder“. Heute hält sie sich fit in ihrer Damen-50-Mannschaft beim MTV Jever, wo sie an Position 3 in der Nordliga spielt. „ Wir hätten auch höher spielen können, doch die jüngste bei uns ist 58 Jahre, da macht es keinen Sinn, in der Regionalliga mitzuspielen.“
Mit Elisabeth van Bömmel zu plaudern ist eine echte Freude. Sie hat viel zu erzählen – vor allem von den Begegnungen auf und am Rande der Courts. Mit ihrer offenen und freundlichen Art kommt Elisabeth schnell in Kontakt mit den Menschen. Sie interessiert sich für sie. Begeistert zeigt sie sich z. B. von der 92-jährigen Marlies Jennis, die immer noch 5 x die Woche Tennis spiele und „eine so positive Lebenseinstellung hat“. Auch gute Spieler wie Peter Pokorny („Ich habe noch nie so einen fleißigen Trainingsmenschen gesehen“) imponieren ihr. Ihr eigenes gutes Spiel verdankt sie allerdings ihrem Ehemann Werner. „Er kommt vom Tischtennis und wusste immer, wo die Bälle hin müssen.“
Was uns brennend interessiert
- Lieblingsbelag?
- Gern auf Asche. Da ich schnelle Bälle mag, bin ich auf hartem Boden jedoch noch besser.
- Schläger?
- Marke Top Spin. Den spiele ich jetzt bis zu meinem Lebensende.
- Bester Schlag?
- Hab einen ganz guten Aufschlag, kann variieren. Habe mir von Beginn an die beidhändige Rückhand angewöhnt – Marke Eigenbau. Damit kann ich Druck machen.
- Von wem hast du am meisten gelernt?
- Von meinem Ehemann, der vom Tischtennis kommt und immer mit mir gespielt hat. Und aus dem Buch von Helga Hösl. Das haben wir gefressen. Ansonsten schaue ich immer, wie die anderen das machen.
- Wie halten Sie sich fit und gesund?
- 3 x am Tag raus mit dem Hund, 3 x die Woche sieben Kilometer walken, 2 x die Woche Tennis, Gartenarbeit und zwei kleine Enkelkinder halten mich fit und gesund.
- Größter persönlicher Tenniserfolg?
- Solange ich Spaß habe, spiele ich. Punkte und Titel sind mir nicht so wichtig. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man gesetzt ist. Dann trifft man nicht sofort auf die Guten.
- Wo und wie bereiten Sie sich auf die Saison vor?
- Wir sind dieses Jahr erstmals mit der Mannschaft nach Mallorca geflogen – nach Colònia de Sant Jordi. Sonst war ich auch in der Türkei, aber jetzt ist mir das unheimlich.
- Wo und wie bereitest du dich auf die Saison vor?
- Mache bei der Anreise die Sitzheizung im Auto an. Wenn ich voll aufgewärmt bin, kann’s losgehen.
- Wie verbringen Sie am liebsten Ihren Urlaub?
- Ich fahre nicht in den Urlaub. Nur zu Tennisturnieren – das ist unser Urlaub. Mann fährt mit. Das machen wir ca. 5-6 x im Jahr. Nach Pörtschach an den schönen Wörthersee oder jetzt nach Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo wir auch eine Woche länger bleiben, weil es dort so schön ist.
- Ich möchte einmal in meinem Leben …?
- Ich bin zufrieden – habe keine Wünsche mehr. Nur im Winter denke ich: Den Frühling möchte ich nochmal erleben, denn der schönste Monat für mich ist der Mai.
Das Interview führte Daniela Wohlfromm
(Ausgabe Senior Tennis Magazin 3/2017 – hier geht es zur PDF-Ausgabe „Small-Version“)