Peter Sachse

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El Aficionado

Peter SachseBeim Match mit Schäferhund „Dicki“, nach dem Match am liebsten mit Zigarre. Daran erkennt man Peter Sachse, einen bekennenden Aficionado, wie man die Zigarren-Liebhaber im Fachjargon bezeichnet. Während bei den ursprünglichen (spanischen) Aficionados der Tango und der Stierkampf kultiviert werden, zieht es Peter Sachse in die Tennisarenen, wo es um „echte“ Matches geht. „Ich bin ein bekennender Turnierspieler. Unter Druck laufe ich zur Höchstform auf.“ Seine Bilanz von der Jugend bis ins aktive Seniorenalter liest sich entsprechend: 13 x Deutscher Meister, 8 x Vizemeister, 53 x Landesmeister (WTB und HTV) sowie Sieger diverser ITF-Turniere.

Fast hätte er aufgehört

Dabei war Peter Sachse vor vier Jahren kurz davor, den Tennisschläger an den Nagel zu hängen. Grund war eine Operation an der Bandschreibe. Dank seiner Lebensgefährtin, einer ehemaligen Volleyball-Nationalspielerin, regenerierte Peter und konnte wieder voll durchstarten. Das Ergebnis: In den letzten zwei Jahren verlor er kaum ein Match. Er steht aktuell an der Spitze der Deutschen Rangliste in der Altersklasse der Herren 60, ist amtierender Deutscher Meister auf Sand sowie in der Halle und ist im letzten Jahr mit dem TG Gahmen Deutscher Mannschaftsmeister geworden. „Das hatte eine besondere Qualität für mich. Noch nie stand ich mit einer Mannschaft in der Endrunde“, schwärmt Peter noch heute.

„Ich brauche den Druck“

In 2017 heißt es daher: Titelverteidigung – und das auf allen Ebenen. „Ich gehöre zu denen, die am wenigsten Turniere spiele, dafür mit großer Leidenschaft. Um in der Rangliste oben zu bleiben, muss ich die ausgewählten acht Turniere, die ich mitspiele, alle gewinnen.“ Wenn da kein Druck aufkommt … Vor oder nach dem Match kann ihm alles weh tun ( „Und wenn ich auf allen Vieren auf den Platz robbe“), auf dem Platz kennt Peter keinen Schmerz. Seine Matches gewinnt er meistens. Einen großen Anteil daran haben seine hohe nervliche Belastbarkeit und Konzentrationsfähigkeit. Diese Siegermentalität vermittelt Sachse als VDT-Trainer mit eigener Tennisschule in Stuttgart auch seinen Schülern. Dabei ist er selbst „alles andere als ein Trainingsweltmeister“.

„Liebesbeziehung zum Revier“

Seit 2015 spielt Peter Sachse für den TG Gahmen in Lünen bei Dortmund. Doch was zieht einen gebürtigen Hessen, der in Schwaben wohnt, zu einem Tennis-Verein mitten ins Ruhrgebiet? Zunächst einmal gar nichts, auf erste telefonische Anfragen reagierte Sachse mit Desinteresse („Nee, spiele hier in Zupfenhausen mit meinen Kumpels“). Heribert Jacobs, der den Kontakt nach Gahmen vermittelte, ließ nicht locker. Man verabredete sich in Essen anlässlich der Deutschen Meisterschaften „Ich fuhr nach Essen, um Deutscher Meister zu werden, nicht um in Dortmund Tennis zu spielen“, erzählt Sachse. Es kam genau umgekehrt. „Es war gleich eine Liebesbeziehung. Habe mich direkt wohl gefühlt.“

Was uns brennend interessiert

Lieblingsbelag?
Sollte nicht zu schnell sein. Eher Sand.
Schläger?
Pacific. Seit jeher – war früher Fischer. Ich bin eine treue loyale Seele.
Bester Schlag?
Vorhand und Rückhand – druckvoll, präzise, gute Länge. Bin ein Konterspieler.
Von wem hast du am meisten gelernt?
Bin Autodidakt. Habe mit 6 Jahren viel gegen die Ballwand gespielt. Noch keine Trainer gehabt. Doch durch das Zugucken habe ich viel gelernt von Klaus Haas und auch von Bodo Nitsche. Kam dann mit ca. 17 Jahren in die Hessische Nachwuchsauswahl.
Weitere Sportarten?
Ich bin Skiläufer und war früher aktiver Fußballer.
Wie hältst du dich fit und gesund?
Gehe seit einem Jahr 2 x die Woche ins Fitness-Studio. Seitdem habe ich keine Probleme mehr mit dem Rücken. Außerdem tragen gutes Pils und sorgfältig gelagerte Zigarren dazu bei, dass ich so ein Prachtkerl bin.
Größter persönlicher Tenniserfolg?
Das erste Mal in Bad Neuenahr Deutscher Meister zu werden, denn es ist das schwerste und für mich zugleich schönste Turnier. Ich bin absoluter Bad-Neuenahr-Fan. Auch die Endrunde bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften war für etwas ganz Besonderes.
Wo und wie bereitest du dich auf die Saison vor?
Mache bei der Anreise die Sitzheizung im Auto an. Wenn ich voll aufgewärmt bin, kann’s losgehen.
Wie verbringst du am liebsten deinen Urlaub?
Liegend, lesend, ruhend.
Ich möchte einmal in meinem Leben …?
… über eine außergewöhnliche menschliche Größe verfügen; z. B. wie ein Nelson Mandela. So aufrecht zu gehen, das lerne ich nie (Zitat von Konstantin Wecker).

Das Interview führte Daniela Wohlfromm
(Ausgabe Senior Tennis Magazin 2/2017 – hier geht es zur PDF-Ausgabe „Small-Version“)