Franz Stauder

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Großes Tennis auch in der kleinen Stadt

Franz StauderKann man sich in Ostwestfalen heimisch fühlen, wenn man schon mal in Paris, London, Melbourne und New York seiner Arbeit nachgegangen ist? Und wenn man dazu noch in Worms aufgewachsen ist, wo die Weinreben ja bekanntlich nicht nur die Landschaft prägen, sondern auch die Mentalität der Menschen, die so ganz anders sind als die Westfalen? Man kann! „Sehr gut sogar,“ sagt Franz Stauder, „Espelkamp ist mir nach inzwischen sechs Jahren eine Herzensangelegenheit geworden. Ich habe hier einen guten Job, eine schöne Wohnung und viele gute Freunde.“

Zum Job, das muss man wissen, gehört Tennis, Tennis und noch mal Tennis. Als Trainer im TV Espelkamp-Mittwald, der dem Engagement seines Hauptsponsors Paul Gauselmann viel zu verdanken hat, hat der 33-Jährige viele Spieler und Mannschaften, von den Senioren bis zu den Kindern, unter seinen Fittichen. Von montags bis freitags steht er oft bis in den Abend hinein auf dem Platz bzw. in der Halle. Mit einer großen Ruhe und Geduld – vielleicht ist das die westfälischeSeite des Mannes aus Rheinland-Pfalz.

Publikumsliebling und Leitwolf

Die lebhaftere, die rheinhessische Variante seines Charakters erlebt man, wenn Franz Stauder Teil zwei seines Jobs nachgeht. Dann ist er höchst emotional, führt Selbstgespräche, flucht, jammert, hadert, feuert sich an. Einer seiner Klassiker: „Na toll, ein Aufschlag mit einem Stundenkilometer, und ich komme nicht ran!“ Das ist der Franz Stauder, wie ihn das Publikum liebt in der Bundesligatruppe des Clubs. Trotz dieser sehenswerten Auftritte konnte der Abstieg in die zweite Liga 2009 nicht verhindert werden, 2010 soll es aber wieder in die obere Etage gehen.

Die Erfahrung des Leitwolfs wird dazu gebraucht. Und das Können, das dem damals 18-Jährigen schon zu seiner ersten Station in Westfalen verholfen hatte: Zusammen mit Spielern wie Nicolas Kiefer ging er in das Tennisteam von Gerry Weber in Halle – und von da aus zu allen großen und kleinen Turnieren auf der Tour. 1999 erreichte er mit Platz 288 im Einzel und 108 im Doppel seine höchsten Positionen in der Weltrangliste. Mit 26 Jahren fehlte die Motivation, es folgte das Sportstudium in Trier und eine dreijährige Verletzungspause (Bandscheibe).

Jetzt macht ihm Tennis wieder Spaß! Der Fokus liegt auf der Bundesliga, woher auch die meisten Punkte stammen, die Franz Stauder an Position 7 der aktuellen deutschen H30-Rangliste gebracht haben – hinter so klangvollen Namen wie Haas, Berrer, Schüttler, Phau, Kiefer und Grünes. Viele Turniere im Seniorenbereich hat er nämlich noch nicht gespielt – immer nur ein wenig zur Vorbereitung der Bundesliga oder zum Einspielen nach Verletzungspause. Aber auch das mit Erfolg: Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften 2009 in Eggenstein scheiterte er erst im Halbfinale an Daniel Dolbea. In diesem Jahr findet die Freiluft-DM der 30-er und 35-er im August ausgerechnet in Stauders Heimatstadt Worms statt. Ob er dabei ist? „Mal sehen, … die Bundesliga hat auf alle Fälle Priorität!“

Jörg-Ingo Peter