Natascha Harina-Beckmann

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Erste Klasse auch in der zweiten Heimat

Natascha Harina-BeckmannWie intensiv die Gefühle an die erste Heimat auch nach vielen Jahren bleiben, wird sich niemand vorstellen können, der es nicht selbst erlebt hat. Natalia – wie sie auch in ihrem offiziellen deutschen Pass heißt, oder Natascha, wie alle Natalias in ihrer weißrussichen Heimat gerufen werden – Natascha also erlebt auch heute noch immer Momente voller Sehnsucht und Sentimentalität, die ihren schönen dunklen Augen einen ganz verklärten Blick geben.

Dabei fühlt sich Natascha in ihrer neuen Heimat wohl und hat allen Grund, glücklich zu sein. In Rheine lebt sie seit Herbst 1996 an der Seite von Manfred Beckmann, den sie erst ein paar Monate zuvor in Minsk am Rande eines Senioren- Fußballturniers kennen gelernt hatte. Liebe auf den ersten Blick, die kurzfristig zum Ausreiseantrag und zur Übersiedlung zusammen mit ihrem damals 9-jährigen Sohn Alexej führte. Und zum Entzug der weißrussischen Staatsbürgerschaft.

Auch wenn der Staat nach der Auflösung der Sowjetunion vom international isolierten Präsidenten Alexander Lukaschenko autoritär regiert wird, verbindet die heute 45-Jährige an Land und Leute vornehmlich gute Erinnerungen – Trainingsspiele mit dem Präsidenten inklusive, der die damals 27-Jährige bei einem Match beobachtet und für sein persönliches Training engagiert hatte.

Mit neun Jahren begann sie ihre Tennis-Karriere: „Per Zeitungsanzeige wurden Kinder in Minsk dazu aufgerufen, Tennis auszuprobieren.“ Natascha schlug ein paar Bälle übers Netz, überzeugte die Trainer, trainierte fortan bald täglich und mit der osteuropäischen Disziplin, die Kindern hier im Westen eher abgeht – die aktuellen Weltranglistenplätze der nachrückenden Generationen bestätigen das.

Unter den Besten der Sowjetunion

Mitte der 80er Jahre war Natascha Harina beste Spielerin ihres Landes und zählte zu den zehn besten der Sowjetunion, doch der internationale Durchbruch blieb aus. „Wir haben damals nur in der Sowjetunion gespielt, durften nicht in den Westen,“ erzählt Natascha, die dann mit 20 Jahren ihre erste Tenniskarriere aufgab, um sich für die Familie zu entscheiden.

Die zweite Tenniskarriere im Westen macht ihr umso mehr Spaß, weil sie mit vielen Reisen und vielen Erfolgen verbunden ist – Manfred Beckmann fast immer an ihrer Seite. Als Trainerin ist die Diplom-Sport- und Tennislehrerin in Rheine und Spelle aktiv, als Mannschaftsspielerin beim 100 km entfernten TC Herford in der Damenregionalliga 40 oder bei den Großen Spielen für den WTV, als Turnierspielerin bei praktisch allen T1 und T2-Turnieren: Ob Seefeld oder San Diego, Manavgat oder Münster, Essen oder Bad Neuenahr – am Ende ist die aktuelle Nr. 1 der deutschen Rangliste Damen 45 immer ganz vorne mit dabei.

Denn siegeshungrig ist Natascha Harina-Beckmann auch heute noch. Ganz wie damals … aber das ist lange her!

Jörg-Ingo Peter