Susanne Veismann

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Mit Köpfchen und mit guten Kopfnoten

Susanne VeismannIm Tennis gibt es keine Kopfnoten, da zählt nur das nackte Ergebnis. Das Arbeits- und Sozialverhalten auf und neben dem Platz wird nicht bewertet, zumindest nicht im Endergebnis oder in der Rangliste. Wenn man der engagierten Grundschullehrerin und aktuellen Nr. 1 der deutschen Damen 45 aber ein Zeugnis ausstellen dürfte, dann käme man an dieser Formulierung nicht vorbei: „verdient besondere Anerkennung“. Das ist nämlich das Optimum in Niedersachsen, wo Susanne Veismann lehrt, in einem sozialen Brennpunkt ihrer Osnabrücker Heimatstadt genauer. Dort hat sie es mit einem multikulturellen Nachwuchs zu tun, den sie an möglichst viel Bildung heranführen und ihm den Spaß am Lernen vermitteln möchte.

Schon das verdient besondere Anerkennung, aber Ihre Tenniserfolge zweifellos auch: Die 46-Jährige ist vielfache Niedersachsen- und norddeutsche Meisterin, achtfache Deutsche Vizemeisterin, Deutsche Meisterin 2005, holte die Bronzemedaille der Damen 40 bei der WM 2010 in Mexiko, hatte vier Einsätze in der Nationalmannschaft, nahm mit ihrem Club DTV Hannover an der Endrunde der deutschen Vereinsmeisterschaften teil und wurde mit ihm mehrfacher Norddeutscher Mannschaftsmeister, zuletzt auch in der Winterrunde 2010/11. Viele Erfolge bei ITF-Turnieren wie Krefeld, Ottersweier, Münster und Internationale Westfälische Meisterschaften in Bielefeld konnte Susanne Veismann in 2010 feiern.

Gegen die Gräfin kann man schon mal verlieren

Dabei waren die Erfolge des Apple-Freaks – iBook, iPad und iPhone 4 gehören zur Standardausstattung – keineswegs programmiert. Sie kam nicht aus einer Tennisfamilie, sondern hat im Gegenteil erst die Eltern zu diesem Ballspiel gebracht. Mit 9 Jahren fiel die Entscheidung gegen das Voltigieren für die richtige (!) Sportart, in der Jugend kam sie aber nicht über Bezirksmeistertitel hinaus. Richtige Erfolge stellten sich erst später im Damenbereich und den Altersklassen ein. Die 0:6, 1:6 Niederlage gegen die 17-jährige Steffi Graf könnte man auch schon fast als Erfolg werten, schließlich war das in dem Jahr 1987, als die Gräfin den Tennisthron erklomm.

Ob Susanne Veismann damals schon so eine relaxte Einstellung zum Tennissport hatte wie heute, darf bezweifelt werden: Sich tagsüber zu fordern und Abends gesellig zusammen zu sitzen, sei doch schließlich der Sinn von Turnieren, bei denen sie schon viele liebe Menschen kennen gelernt habe, mit denen sie auch außerhalb von Turnieren Kontakt hält.

Die Grundlage ihrer späteren Erfolge dürften zum einen in Susanne Veismanns hervorragender Fitness liegen, die sich die allseits Sportbegeisterte u. a. durch Rennradfahren und Laufen („macht meinen Kopf frei und entspannt mich“) erhält. Kein Wunder, dass das längste Match ihrer Karriere mit 4 h 20 länger gedauert hat, als ihr schnellster Marathon: Der war schon in 3 h 57 absolviert.

Der andere Grund, dass die passionierte Mini-Fahrerin heute gegen Spielerinnen gewinnt, die sie früher noch hoch geschlagen haben: ihr guter Kopf. Die richtige Einstellung, die richtige Motivation, die richtige mentale Stärke – eine gute Kopfnote also.

Jörg-Ingo Peter